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Projekt INTASAQUA erfolgreich umgesetzt

Projektbeteiligte machen sich ein Bild vor Ort

Die Nister, auch ‚Perle des Westerwaldes‘ genannt, beheimatet auch heute noch Restbestände einer äußerst vielfältigen Artengemeinschaft, die anderenorts bereits verschwunden ist. Aufgrund ihrer hohen Artenvielfalt ist sie ökologisch besonders wertvoll und deshalb in Rheinland-Pfalz als Schwerpunktgewässer ausgewiesen. So sind in der Nister 23, zum Teil seltene und gefährdete Fischarten, wie Äsche, Lachs, Forelle, Barbe, Döbel, Hasel, Rotauge und Nase, sowie die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel und die stark gefährdete Bachmuschel beheimatet. Um diesen Schatz dauerhaft zu bewahren, wurde das Projekt INTASAQUA (Integrativer Artenschutz aquatischer Verantwortungsarten in der Nister) initiiert und vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (zu 66 %), dem Land Rheinland-Pfalz (zu 24 %) sowie dem Landkreis Altenkirchen, dem Westerwaldkreis und den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Betzdorf-Gebhardshain, Hachenburg, Hamm und Wissen (zu 10 %) gefördert. Mit Mitteln in Höhe von rd. 1,2 Mio. € können im Zeitraum Oktober 2019 - September 2022 gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumbedingungen und zur Nachzucht ausgewählter Arten unternommen werden. Das Projekt wird wissenschaftlich durch die Universität Koblenz-Landau begleitet. Nach Abschluss der wissenschaftlichen Begleitforschung können mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse gezielt Maßnahmen auf andere Gewässer übertragen werden.

Am 6. Mai 2022 und damit noch vor der Sommerurlaubszeit, wird an der Nister eine Projektabschlussveranstaltung zum Projekt INTASAQUA stattfinden. Im Rahmen einer gemeinsamen Exkursion werden den Projektpartnern und beteiligten Akteuren exemplarisch umgesetzte Maßnahmen vorgestellt und anhand einer sich anschließenden Präsentation ein Überblick über die Vielfalt der umgesetzten Projektmaßnahmen gegeben. Einen Überblick über die Schwerpunkte im Projekt möchten wir Ihnen auch mit diesem Artikel ermöglichen:

Durch wasserbauliche Renaturierungsmaßnahmen konnte an verschiedenen Abschnitten der Nister die Strukturvielfalt in und am Gewässer erhöht werden. Beispielsweise wurden Inselstrukturen geschaffen und ganzjährig durchströmte Nebenwasserläufe wieder an die Nister angebunden (s. Abb. 1 und 2, bei Helmeroth, Flögert und Alhausen). Weiterhin wurde ein Abschnitt eines ehemaligen Wiesenbewässerungsgrabens nördlich von Astert wieder an die Nister angeschlossen und ein verlandeter Nister-Altarm bei Unnau/Korb reaktiviert. Diese geschützten Bereiche bieten Muscheln, jungen Fischen und anderen wassergebundenen Lebewesen sichere Lebens- und Rückzugsräume.

Wasserbauliche Arbeiten an der Nister bei Helmeroth
© Christiane Schuler 

Abb. 1: Wasserbauliche Arbeiten an der Nister bei Helmeroth

Ganzjährig an der Nister angebundene Nebenwasserläufe als Kinderstube für Fische und Muscheln
© Stefan Tannenberg 


Abb. 2: Ganzjährig an die Nister angebundene Nebenwasserläufe als Kinderstube für Fische und Muscheln.

Um der Verstopfung des Gewässerbettes und der damit einhergehenden Sauerstoffverringerung in der Gewässersohle entgegenzuwirken, wurden festgesetzte Kiesbänke in der Nister aktiviert und weiteres Kiesmaterial in den Oberlauf der Nister eingebracht. Durch den Transport dieses Materials über die Gewässersohle werden vorhandene Sedimente umgelagert und die Zwischenräume der Gewässersohle gespült, was zu einer höheren Sauerstoffversorgung im Kiesbett führt. Dies wirkt sich positiv auf die Vitalität von Muscheln, von Fischen und deren Brut und einer Vielzahl der am Gewässergrund lebenden wirbellosen Organismen aus. Künftig soll bei Bedarf Geschiebematerial im Rahmen der Gewässerunterhaltung in die Nister eingebracht werden, damit positive Effekte beim „Lüften des Bachbettes“ dauerhaft erhalten bleiben.

Der Bestand von Flussperl- (s. Abb. 3) und Bachmuscheln ist in den letzten Jahrzehnten auf ein bedrohliches Minimum zusammengeschrumpft. Besonders vor dem Hintergrund, dass diese erheblich zur Selbstreinigung des Ökosystems Fließgewässer beitragen (ausgewachsene Muscheln filtern rd. 40 l Wasser je Stunde), sind alle Bemühungen notwendig, um ein Verschwinden dieser Arten zu verhindern. Gezielte züchterische Unterstützung der Muscheln und ihrer Wirtsfische (wie Nase, Barbe und Elritze, s. Abb. 4 und 5) sind für deren dauerhaften Fortbestand in der Nister erforderlich. Die Muschelkinder (Glochidien) setzen sich in den Kiemen der Wirtsfische fest. Nach ihrer vollständigen Entwicklung lassen sie sich ins Gewässerbett fallen, um dort als Jungmuscheln zu leben. Als Wirtsfische künftiger Muschelgenerationen hat Manfred Fetthauer von der Arge Nister / Wied e.V. in den beiden vergangenen Jahren mehrere tausend junge Nasen gezüchtet und direkt in die Nister ausgesetzt. Im selben Zeitraum hat der Muschelzüchter Roman Hugo aus dem Saarland rd. 15.500 junge Bachmuscheln gewonnen (2020: rd. 7.300, 2021: rd. 11.100). Dies ist ein absolut überwältigendes Zuchtergebnis! Erste Jungmuscheln konnten bereits in renaturierte Nister-Abschnitte eingesetzt werden. Deren Entwicklung wird in den kommenden 1,5 Jahren engmaschig durch Manfred Fetthauer kontrolliert und die wissenschaftliche Begleitforschung der Universität Koblenz-Landau dokumentiert.

Bachmuschel
© Stefan Tannenberg 


Abb. 3: Ausgewachsene Bachmuschel im Gewässerbett

Döbel und Barbe
© Stefan Tannenberg 

Abb.4: Döbel (links) und Barbe (rechts) als Wirtsfische der Muscheln.

Nasen als Weidegänger des Kiesbetts
© Stefan Tannenberg 


Abb. 5: Nasen und Weidegänger des Kiesbetts.

Auch die gezielte Nachzucht von Flussperlmuscheln soll in den nächsten Jahren in der Muschelzuchtstation in Stein-Wingert beginnen. Dann haben die vorhandenen Exemplare das fortpflanzungsfähige Alter erreicht. Langfristig soll ein großer und genetisch vielfältiger Bestand von Bach- und Flussperlmuscheln zur Wiederbesiedlung der Nister aufgebaut werden.

Im Rahmen des Projektes INTASAQUA wurden die Weichen für eine eigenständige Reproduktion der Bachmuschelpopulation vielversprechend und zukunftsweisend gestellt – Wirtsfische und geschützte Lebensräume stehen den nisterstämmigen Bachmuscheln zur Verfügung.

Projektförderer

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Bundesamt für Naturschutz (Logo)
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Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
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Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten in Rheinland-Pfalz (Logo)

...und weitere Partner aus der Region.